Totenüberlebung (UA)
Der Tod kommt eben, wenn der Tod vorbei ist.
Disclaimer: Bei allen Toden handelt es sich um Bühnentode. Im Theater stirbt man nämlich nicht.
Die Totenbetten sind aufgeschlagen. Stawrogin und Ludovika liegen aufgebahrt in einer Totenstube. Zwei Frauen spekulieren über die Todesursache des Paares:
“Sie sind vergangen aneinander”.
“Ich glaube, es war ganz anders”.
Haben sie sich totgeschlagen? Erwürgt? Spielt das überhaupt eine Rolle?
Das Stück Totenüberlebung entspinnt sich in einer Rückschau auf die Geschichte der beiden: Auf dem Apfelblütenfest treten sie einander auf die Füße und verlieben sich. Stawrogin wäre gerne ein Held und zieht aus, um den i n n e r e n Krieg zu finden. In der Peripherie des Krieges ist er aber nicht allein. Er stößt auf weitere Seelen, die mehr Individuum zu sein scheinen, als er. Ludovika bleibt zurück, plakatiert Wände und erkennt: „Der Katholizismus ist es nicht, aber die Männer sind es doch auch nicht!“.
Stawrogin ist ein Chor; eine laute Vielstimmigkeit, die auszieht, um Antworten zu finden und zurückkehrt, ohne schlauer geworden zu sein. Denn es ist nicht das ständige Fragen, sondern das Nachdenken, das wahre Kopfschmerzen verursacht.
Auch, wenn das Sterben in Totenüberlebung keinen tatsächlichen Tod erfordert, kann es doch furchtbar anstrengend sein, sich totzustellen.
Eine Produktion der Otto Falckenberg Schule in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen. Gefördert durch die Richard Stury Stiftung.
ACT NOW! Vol. 7
On Waves
OFF WAVES ist eine gemeinsame Arbeit von Sascha Malina Hoffmann (Regie) mit den Performer*innen Dara Lalo, kairo fumilayo edward, Nadège Meta Kanku und Sindi Zeneli, sowie Seongji Jang als Bühnen- und Kostümbildner*in.
Mit Texten über das Leben und Überleben auf und unter den Wellen erzählt ON WAVES von Sound- und Meereswellen, vom white noise beim Umschalten des Kanals, vor allem aber darüber, wie wir miteinander in Beziehung treten. Die vier Performer*innen produzieren dabei auf der Bühne eine „Live-Radioshow“ und moderieren zwischen hörspielhaften Dialogen, Gegen- und Zwischentönen, Livemusik und Radiohit-Sampels. Es geht um Fragen des woher, wovon und wohin und die Suche nach Sprache für diese Fragen.
kairo fumilayo edward wuchs im Raum Zürich auf und begann 2020 ein Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben dem Studium arbeitet they in der freien Szene, unter anderem zusammen mit Jeremy Nedd, Joana Tischkau und Brandy Butler oder springt kurzfristig in Nicolas Stemanns “König der Frösche” am Schauspielhaus Zürich ein. Nach einem Austauschsemester wechselt kairo 2022 an die School for New Dance Development (SNDO) in Amsterdam, wo die choreographischen Perspektiven auf Raum und Körper in einem sozial-politischen Kontext kairos Vorstellung einer zeitgenössischen Ausbildung mehr entsprachen. kairo erhielt 2021 das Ernst Göhner Stipendium der Schweizerischen Studienstiftung und das Exzellenz-Stipendium der Yvonne Lang-Chardonnens Stiftung.
Seongji Jang, geboren 1990 in Seoul, ist Bühnen- und Kostümbildner*in und Trickfilmemacher*in. Nach einem Abschluss für Animation (Trickfilm) in Seoul absolvierte they Bachelor- und Masterstudium in der Bühnenbildklasse der UdK Berlin unter Prof. Hartmut Meyer und Prof. Janina Audick. Seongji Jang’s eigene Arbeit im Bereich Bühnenbild und Videodesign entstanden unter anderem mit Marie Schleef »Once I Lived With A Stranger« und »Kim Jiyoung, geboren 1982« am Schauspiel Köln, »the Mushroom Queen« am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg, und mit Asarela Orchidia Dewi »RISKANT. VÖGEL AUFSCHEUCHEN« am Ballhaus Naunynstraße.
Sascha Malina Hoffmann wuchs im Ruhrgebiet auf und schließt, nach einem Studium der Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität-Bochum sowie der Universidad de Complutense (Madrid), im Sommer 2024 deren Regiestudium an der Otto Falckenberg Schule in München ab. In den Jahren 2020-2021 arbeitete Sascha Malina als feste Regieassistenz an den Münchner Kammerspielen. Die im Studium entstandenen Projekte „BARAYE (AT)“ und „S.A.D. – Secretly a dinosaur“ wurden zu verschiedenen Festivals eingeladen. Inhaltlich beschäftigt sich Sascha in den letzten Jahren immer wieder mit den Thema Gewalt und wie diese sich in Orte, Sprachen, und Körper einschreibt, sowie mit Fragen nach Widerständigkeit. They wurde mit einem Stipendium der Richard-Stury-Stiftung gefördert.
Nadège Meta Kanku wurde 1998 in Zürich geboren und wuchs ebendort auf. Ihre Karriere als Schauspielerin startete sie 2019 mit einem ersten Engagement am Schauspielhaus Zürich bei der Produktion „Früchte des Zorns“ in der Regie von Christopher Rüping. Seit 2020 studiert sie Schauspiel an der Otto Falckenberg Schule in München. Im Jahr 2022 erhielt sie den Förderpreis der Armin-Ziegler-Stiftung. Ihr Studium wird sie im Sommer 2024 abschließen. Während des Studiums gastierte Nadège Meta Kanku am Staatstheater Nürnberg, den Münchner Kammerspiele, Volkstheater München und in diversen Performances an den Akademie der Künste und am Haus der Kunst. Sie arbeitete unter anderem mit Joan Jonas, Nefeli Skarmea, Branku Janak, Lennart Boyd Schürmann, Sascha Malina Hoffmann und der Familie Flöz zusammen.
Dara Lalo kam im Dezember 2016 aus Rojava/Syrien nach Deutschland und begann 2020 sein Schauspielstudium an der Otto Falckenberg Schule. Seine schauspielerische Reise begann in der Grundschule, zunächst im Theaterhaus des Kulturzentrums der Stadt Afrin. Später schloss er sich einer freien Theatergruppe in Aleppo an. In Deutschland war er Teil der Theatergruppe „Morgen wird schöner“ mit Eugen Georg, und sie traten gemeinsam in Saarbrücken, Luxemburg und Schleswig-Holstein auf. Dara Lalo dreht außerdem regelmäßig für Film und Fernsehen. Für seine Rolle in „Killing Bagheera“ von Moshref Sheikh Zeyn wurde er mehrfach als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet und nominiert. Der Film wurde als Teil der German Films beim Cannes Filmfestival vorgestellt. In dem Film „+963“ von Daood Abdullah wurde er als bester Hauptdarsteller beim Underdog Festival in Wolfsburg ausgezeichnet.
Sindi Zeneli ist Performerin und Kuratorin. Sie lebt und arbeitet zwischen Tirana und Berlin. Zuletzt verschiedene Engagements als Gast-Performerin und Schauspielerin (mit u.A. SheShePop und weiteren Theaterkollektiven der freien Szene in Deutschland) an international renommierten Bühnen wie dem Spring Dance Festival Utrecht, HAU – Hebbel am Ufer Berlin, Sophiensaele Berlin, FFT Düsseldorf, Mousonturm Frankfurt am Main und Kampnagel Hamburg. Ihre künstlerischen Arbeiten bewegen sich an Schnittstellen von Theater, Film und Videokunst.
Mit freundlicher Unterstützung der Richard Stury Stiftung.
Die Welt wird irr an ihren Früchten
In der Auseinandersetzung mit den universellen Themen Liebe, Identität, Herkunft und Macht bieten Shakespeares Werke – trotz oder genau wegen ihres Alters – eine unbestechliche Kraft. Gemeinsam mit den Studierenden des 3. Jahrgangs der Otto Falckenberg Schule untersuchen die Regisseurinnen Anne Habermehl und Jorinde Dröse Shakespeares greatest Hits.
Titania und Oberon entfachen durch ihren Konflikt eine Verwirrung der Gefühle, die Puck mit Freude noch weiter in die Zentrifuge der Identitäten treibt. Im nächtlichen Wald trifft Hamlet einen Geist, Julia liebt Romeo, Helena verfolgt ihren Geliebten, Lady Macbeth und Macbeth schmieden Mordpläne und Othello kriegt einen wahnsinnigen Floh der Eifersucht ins Ohr gesetzt. Ein Feuerwerk der Gefühle, der Liebe, der Gier auf Leben und Macht, an dessen Ende die Frage steht: Kann man das Narrativ dieser gierigen Verstrickungen verändern?
Die Künstlerin Sofiia Melnyk erschafft einen live-gezeichneten Bühnenraum zu dieser magischen Nacht. Die Kostümbildnerin Juliane Kalkowski kreiert ein Universum der Phantasie. Nach der Arbeit „Glow Box BRD“ ist dies die zweite Arbeit des Regieteams.
Die Regisseurinnen Jorinde Dröse und Anne Habermehl haben die Figuren noch gewitzter gearbeitet, als man es zuvor zu hoffen gewagt hatte. Sprachlich ist das verblüffend, singen können auch alle.
Süddeutsche Zeitung, 26.03.2024
Krieg
„Krieg ist ein großes Wagnis, der Ausgangspunkt für Leben und Tod, Weg zum Weiterbestehen oder zum Untergang.“ (aus „Die Kunst des Krieges“)
Krieg ist ein großes Thema in der Kunst. (und im Moment auch wieder in unser aller Leben). Krieg herrscht täglich überall. Krieg ist Kampf – Kampf ist Krieg?!?
Die Wirklichkeit ist ein ständiges Fließen und Sichverändern der Dinge: Jedes Objekt, ob belebt oder unbelebt, befindet sich in fortwährendem Verwandlungsprozess. Eine Glocke rostet, ein Fels zerfällt in Wind und Wetter, ein Baum wächst, ein Körper altert, alles fließt – man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Und ständig verdrängt das Neue, Nachkommende, Nachwachsende das Alte, Bestehende …
Die Studierenden des 3. Jahrgangs Schauspiel erzählen und singen Geschichten und Lieder vom Krieg.